Test: Aktivlautsprecher Grimm LS1
Einziges Feedback des Lautsprechers ist eine
dezente weiße LED, die im i-Punkt des Namens
steckt
Entwickler Bruno Putzey verfolgte bei
diesem Lautsprecher die Grundidee,
sowohl auf tonaler als auch auf zeit-
licher Ebene das optimale Ergebnis
herauszuholen. Was ich unheimlich
erfrischend finde: Die Firma Grimm
konnte voll und ganz den Vorteil ge-
nießen, nicht ständig auf irgendeine
Designabteilung mit abstrusen Vor-
stellungen hinsichtlich Optik hören zu
müssen, sondern konnten von vorn-
Die Ständer werden einfach per
Magnet in die grobe Haltung
gebracht und abschließend mit
Schrauben fixiert
eherein so am Lautspre-
cherdesign
herumtüfteln,
wie es für die verwendeten
Chassis das Beste ist. Was daraus
geworden ist, sehen wir hier: Ein
Zweiwegelautsprecher
mit
relativ
breiter Schallwand, die Weiche ist auf
DSP-Basis realisiert, jedes Chassis hat
eine Endstufe. Das ist die ganz grobe
Beschreibung dessen, was ich als Test-
gerät bekommen habe und natürlich
näherer Beleuchtung bedarf. Kommen
wir also zu Punkt eins: der Schallwand.
Natürlich werden ein paar Hausfrauen
sagen, dass schmale Schallwände viel
schöner sind, der Akustiker wird ant-
worten: Dann schau dir meine Laut-
sprecher doch von der Seite an. Tat-
sächlich ist die die Geometrie
der Schallwand in diesem Fall
essenzieller
Bestandteil
des
Lautsprecherkonzepts.
So
ein
Lautsprecherchassis
bekommt
nämlich durchaus mit, in was für
eine Umgebung es geschraubt
wurde, da sich der Schall an den
Gehäusekanten bricht und teil-
weise reflektiert wird, was zu
unschönen Schlenkern im Fre-
quenzgang führt. Blöd ist außer-
dem, dass sich diese Fehler meist
genau in
den kritischen
Be-
reichen des hörbaren Spektrums
befinden. Probates Mittel ist, die
Schallwand so weit zu verbrei-
tern, bis diese Reflexionen in
Frequenzbereichen auftreten, in
denen sie entweder nicht mehr
weiter schlimm sind oder in de-
Die Form der Lautsprecher scheint
ungewöhnlich, ist aber Bestandteil
des akustischen Konzepts
nen sowieso der flie-
ßende Übergang zur nicht
mehr
ortbaren
Schallabstrah-
lung stattfindet. Bei so einer breiten
Kiste wie der LS1 hilft die Schallwand
den beiden Chassis bis zirka 300 Hz
herunter mit, dementsprechend ist eine
gleichmäßige
Schallabstrahlung
bis
unterhalb des Mittenbereichs gewähr-
leistet. Die durch die seitlich ange-
brachten Seitenständer abschließende
Rundung der Gehäusekante schmiert
diesen positiven Effekt sogar noch
weiter Richtung Bass, wo die Wellen-
längen sowieso so groß werden, dass
die omnidirektionale Schallwellenver-
teilung einsetzt. Besagte Rundungen
wurden auch unterhalb der Box ange-
bracht, um durch das Schallwandende
auftretende Abrissreflexionen auch in
dieser Richtung zu verhindern. Nach
oben hin ist die Kante zwar hart, al-
lerdings ist der Hochtöner durch seine
Anordnung unterhalb des Basschassis
davon weit entfernt, außerdem ist so
immer noch das Tiefmitteltonchassis
dazwischen, das mit seiner Sicke und
dem Membrankonus eh einen größe-
ren Einfluss auf den „an der Schall-
wand hochkletternden“ Schall hat.
Die durch die großflächige Front mög-
liche geringe Tiefe des Lautsprechers
birgt sogar ganz automatisch einen
weiteren Vorteil: Interne Resonanzen
werden so in Regionen verschoben,
die oberhalb der Trennfrequenz lie-
gen, können also gar nicht angeregt
werden. Der DSP muss also gar nicht
benutzt werden, um das zu korrigie-
ren - das ist in meinen Augen immer
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